Montag, 14. September 2015

Auf den Spuren der Humpis - Tag 1

Die erste Nacht im fremden Bett ist überstanden. In Ravensburg sind wir bei Freunden von Freunden von Freunden untergekommen. Fremde Menschen eigentlich, von denen wir lediglich die Vornamen und die Adresse kannten. Und dennoch hat man uns unglaublich herzlich empfangen. Wie gute Bekannte. Zur Begrüßung gab es eine Schüssel heißes Curry, wir sind mitten in ein gemeinsames Kochen unter Freunden geplatzt. Und wurden sofort in die Runde aufgenommen, integriert. Toll, dass es Menschen gibt, die fremde Menschen so ganz unvoreingenommen aufnehmen. Nette Menschen. Markus, Jonas und Stefan von lustblume.de sind ein paar lustige Typen. Haben ihre eigene Videoagentur und betreiben eine Beratungshomepage für Sexspielzeug. Trotz des lustigen Abends schlafen wir schlecht. Sicher die Aufregung vor dem heutigen Tag. SWR- Interview, Auftakt der Reise, die erste Etappe zu Fuß. Ersteres läuft schon mal ganz gut. Pünktlich um acht stehen wir vor dem SWR-Korrespondentenbüro in Ravensburg mit Andreas Schmauder vom Humpis-Quartier. Das Interview ist kurz und schmerzlos. Warum die Aufregung? Gut, hinterher ist man immer schlauer. Vor den nächsten Interviews ist die Angst jetzt also deutlich gesunken. Die Moderatorin wünscht uns alles Gute für die Reise und los geht’s. Während wir uns auch von Herrn Schmauder noch gute Wünsche mit auf die Reise geben lassen, geht draußen die Welt unter. Doch kaum lufen wir los, hört es auf zu regnen. Als würde es das Wetter gut mit uns meinen. Die Reise steht unter einem guten Stern. Noch schnell beim Supermarkt Reiseproviant gekauft und dann verlassen wir Ravensburg Richtung Oberteuringen. Auf unsere erste Spur, eine Humpisstraße. Und tappen bereits in die erste Falle. Auf die Wanderwege des Schwäbischen Albvereins war kein Verlass. Drei Schilder mit der Aufschrift „Wanderweg“, die in drei verschiedene Himmelsrichtungen zeigten, machten es uns nicht einfach. Gut, dass wir eine Karte dabei haben. Aber die bringt auch nicht mehr Klarheit. Nach einigen Irrungen und Wirrungen geraten wir zurück auf den rechten Weg, mit einer knappen Stunde Verspätung. Dank GPS. Denn ohne Smartphone ging es dann eben doch nicht. Wir fragen uns mit jedem Kilometer mehr, wie es die Kaufleute vor 600 Jahren ganz ohne Wanderkarte und Smartphone bis nach Barcelona geschafft haben. Und ärgern uns über uns selbst, dass wir dazu nicht in der Lage sind. Und außerdem tut alles weh, schon nach den ersten paar Kilometern. Wir sind ganz schön verwöhnt und verweichlicht. Bei dem Gedanken, die gesamte Strecke bis nach Barcelona, so wie die Kaufleute, zu Fuß zurückzulegen, sträuben sich uns die Nackenhaare. Wir würden kapitulieren. Denn schon jetzt bilden sich Blasen an den Fußsohlen, die Schultern brennen vom schweren Rucksack und irgendetwas knackt da in der Hüfte. Einzig das Wetter hat uns heute die Treue gehalten. Von weiten sehen wir das Unwetter vor uns herziehen. Nach uns die Sintflut, nur andersherum. Die gesamte Strecke vorbei an unzähligen Apfelplantagen, von deren Qualität wir uns nur einmal überzeugen, bleiben wir trocken. Mit letzter Kraft, wir haben die letzten 4 km unterschätzt, erreichen wir den Stadtrand von Markdorf. Beim ersten Supermarkt halten wir an, wir brauchen Zucker. Mit einer Cola bewaffnet, machen wir es uns auf dem Parkplatz bequem, weiter schaffen wir es nicht. Und wieder bewundern wir die Kaufleute, die es ohne zuckrige Energie-Cola damals so viel schwerer gehabt haben mussten. Denn wir sind nach unseren ersten 25 km ganz schön geschafft. Pünktlich zum Einbruch des Platzregens werden wir abgeholt von unserer heutigen Gastgeberin Judith. Es gibt Chili con Carne. Cowboy-Essen als Stärkung für unsere morgige Etappe bis Konstanz. Natürlich wieder zu Fuß. Aber erst nach einer hoffentlich erholsamen Nacht mit müden Gliedern.

Anne

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