Avignon. „Sur le
pont d'Avignon...“ mit diesem Lied im Ohr wachen wir auf. Wir haben
gut geschlafen, unser heutiges Bett war sehr gemütlich und unsere
Glieder sind nach dem gestrigen Zug-Reisetag wieder regeneriert.
Bereit also, Avignon zu Fuß zu erkunden. Vorher allerdings noch ein
Interview fürs Radio. Dieses Mal von der Treppe vor dem Haus, im
Wind. Schwierig, aber machbar. Die Qualität meines Beitrags hat
allerdings etwas unter diesem Umstand gelitten. Es hat aber auch
schrecklich geweht und es war kalt. Nun gut. Seitdem wir Lyon
verlassen haben, sind wir erstaunt, wie windig es hier ist.
Mittlerweile sind wir in der Provence und es ist immer noch furchtbar
windig. Stürmisch. Alle Bilder ein bisschen verwackelt. Aber das ist
ja in Mode. Ansonsten zeigt sich Südfrankreich von seiner schönsten
Seite. Die Sonne strahlt, es ist warm. Das macht den Stadtrundgang um
einiges angenehmer. Wir beginnen mit der Brücke. Immer mit einem
flotten „sur le pont d'Avignon“ auf den Lippen Ich frage mich, ob
wir diesen Ohrwurm je wieder los werden. Gestern haben wir die Brücke
schon von außen gefilmt. Heute wollen wir drauf, wie die Humpis. Die
Steine unter den Schuhen, den Wind im Gesicht spüren. Den Blick auf
die Rhône genießen, unserer treuen Weggefährtin seit Genf. Und auf
den Papstpalast schauen. Und den Tour Philippe le Bel, der über der
Brücke wacht. Heute allerdings nur noch symbolisch. Die ursprünglich
über sieben Bögen verfügende Pont St. Bénézet, hat mittlerweile
nur noch fünf und hört direkt im Fluss auf. Ziemlich abrupt. Oft
wurde die Brücke beschädigt, im 17. Jahrhundert wurde sie dann ganz
aufgegeben, wenn ich mich recht erinnere. Aber sie ist immer noch
eindrucksvoll. Ähnlich wie der Palast. Nicht vergleichbar mit allen
Münstern, Kirchen und Kathedralen, die wir bisher auf unserer Reise
besucht haben. Rechteckig, klotzig. Von innen schmucklos. Leer, viel
Text, viel Information. Über die Päpste, die Architektur. Spannend,
aber auch ermüdend. Keine wirklich gute Ausstellung. Umso
beeindruckender der Blick vom Tour Philippe le Bel. Ein Rundumblick
über Palast, Brücke und den Mont Ventoux. Wir stellen uns vor, wie
die Brücke wohl in ihrer vollen Größe ausgesehen haben muss, so
wie die Kaufleute sie gesehen haben. Und Avignon, geschützt von
einer kräftigen Stadtmauer. Wir setzten uns an den Fluss und träumen
noch ein bisschen weiter. Ich würde gerne mal einen Tag im
Mittelalter erleben, in der Zeit der zwei Päpste, des florierenden
Mittelmeerhandels, ferne Welten entdecken. Aber vorerst muss unsere
Spurensuche genügen. Auch wenn wir immer weniger finden, je weiter
wir uns von Ravensburg entfernen, macht es immer noch Spaß und ist
immer noch spannend. Mit der Sonne auf dem Gesicht träumen wir uns
schon mal ans Mittelmeer. Morgen geht es nach Aigues-Mortes.
Anne
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