Konstanz. Die erste
„echte“ Station auf unserer Reise. Nach einer erholsamen Nacht
startet der Tag mit einem aufregenden Radio-Interview. Ganz modern,
per Smartphone. Doch die Moderatorin ist locker, das Gespräch
kurzweilig. Ich erzähle von der bisher wenig ergiebigen Spurensuche
und sage, dass ich mich auf den heutigen Tag freue. Konstanz. Stadt
am Bodensee. Heimathafen der Kaufmannsfamilie Muntprat. Auf den
Spuren der Muntprats, für den heutigen Tag. Das macht aber nichts,
denn auch die gehören zur Großen Ravensburger Handelsgesellschaft
und auch die haben in Barcelona gehandelt. Es wäre doch gelacht,
wenn sich da nichts finden ließe. Auf dem Plan stehen: die
Muntpratstraße, das Konzil, das Münster, die Imperia. Und ein Gang
zur Tourist Information. Vielleicht wissen die ja mehr als wir.
Beginnen wir also mit einem Gang durch die Muntpratstraße. Ein paar
schöne Altbauten, aber keine mittelalterlichen Spuren. Wir erinnern
uns. Eine Straße wird nicht unbedingt nach einer Person benannt,
weil diese dort wohnte, sondern weil sie eine Bedeutung für die
Geschichte der Stadt hatte. Wir sind ein bisschen enttäuscht. In
dieser Straße werden die Muntprats wohl kaum gewohnt haben. Weiter
durch die Altstadtgassen. Ein bedeutendes Gebäude reiht sich an das
nächste, viele fein-säuberlich mit Plaketten versehen, die die
Geschichte des Hauses erzählen. Viel Mittelalter, aber die Muntprats
finden wir nicht. Wir ziehen also den Joker, die Tourist Information.
Und tatsächlich, ein paar Telefonate später, ist man dort wirklich
schlauer als wir. Ein Muntprat-Haus soll es geben. Heute ein
Bettenhaus. Und in einer Seitenkapelle des Münsters, läge der
Bruder vom Luitfried, Hans, begraben. Das klingt nach einer heißen
Spur. Wir nehmen noch schnell das Konzilsgebäude, damals Warenlager,
und ein paar schöne Aufnahmen von Hafen und See mit und begeben uns
auf Spurensuche. Die erste richtige. Mit Informationen, die wir in
den weiten des Internets nicht gefunden haben. Und tatsächlich, wir
finden das Haus der Muntprats. Gelb, Mehrstöckig, heute ein
Bettenhaus. Eine Inschrift an der Seite erzählt uns, dass dort einst
wichtige Kaufleute gelebt haben. Kein direkter Hinweis auf die
Muntprats, schade. Aber wir wissen's ja besser. Das unbeständige
Wetter zwingt uns zu einer kurzen Pause, bevor wir uns der zweiten
Spur widmen. Das Grab des Hans Muntprat. Wir nutzen die paar wenigen
Sonnenminuten, um den Turm des Münster zu erklimmen. Zumindest
versuchen wir es. Ich gebe nach der ersten Plattform auf, Höhenangst.
Friederike geht vor. Ich traue mich dann doch. Stolz. Der Blick ist
fantastisch. Wir schauen hinüber in die Schweiz, die uns ab morgen
für drei Tage beheimaten wird. Noch ganz beschwingt von den schönen
Panorama-Bildern fällt der Abstieg leichter. Nun das Grab. Die Dame
an der Kasse weiß nichts von einem Hans Muntprat, der hier begraben
ist. Sie ruft einen Kollegen. Zusammen wälzen wir einen dicken Band
über Konstanz und finden tatsächlich einen Hans Muntprat, der hier
begraben liegt. Der Kollege sagt, wir müssen vielleicht den Teppich
ein bisschen beiseite ziehen, um das Grab freizulegen. Wir tun wie
uns geheißen und dokumentieren. Eine weitere Spur. Zwar nicht von
Luitfried Muntprat, aber immerhin von seinem Bruder. Das Münster ist
dann auch die letzte Station für heute. Wir sind hungrig und müssen
noch einkaufen. Die nächsten Tage in der Schweiz werden
entbehrungsreich.
Anne
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