Von Konstanz nach
Bern. Heute wollten wir mal etwas Neues ausprobieren. Auto-Stopp, wie
man in der Schweiz sagt. Per Anhalter durch die Schweiz. Wir starten
gut, wenn auch etwas geschummelt. Ein Bekannter von Friederike nimmt
uns mit bis kurz vor Zürich. Er lebt in Konstanz und arbeitet in der
Schweiz. Auch nicht schlecht. Er im Hemd, wir in Wanderklamotten.
Kurz vor Zürich, am Rastplatz Kemptthal, ässt er uns raus. Jetzt
startet das erste richtig große Abenteuer unserer Reise, wir wollen
versuchen zu trampen. So richtig haben wir das noch nie gemacht. Aber
wir sind vorbereitet. Wir haben ein Pappschild mit unserer
Wunschdestination dabei. Nach Bern soll's gern. Kulli auf grauem
Grund. Wir stärken uns noch einmal mit einem Picknick auf dem
Rastplatz, bevor wir richtig loslegen. Gerade als wir uns aufgestellt
haben, beginnt es zu regnen. Kein guter Start. Und auch generell
scheint die Glückssträhne abzureißen. Wir postieren uns zweimal
um, doch 1,5 Stunden lang will uns einfach niemand mitnehmen. Manche
lächeln, ziehen die Schultern hoch und deuten, dass sie in die
andere Richtung fahren. Manche fahren auch einfach ausdruckslos an
uns vorbei. Aber dann, ein Geschäftsmann nimmt uns mit bis in die
Züricher Innenstadt. Immerhin. Wir sind erleichtert, freuen uns.
Zwar nicht bis Bern, aber immerhin mal kurz im Auto aufwärmen. Im
regnerischen Zürich machen wir uns auf zu unserem nächsten
Tramp-Punkt. Wir laufen Richtung Autobahn gen Bern. An einer Ampel
kurz vor der Auffahrt stellen wir uns auf. Ob das was wird. Die Autos
rasen mit mehr als 60 km/h an uns vorbei. Sekündlich schwindet
unsere Hoffnung hier mitgenommen zu werden. Zur Not nehmen wir halt
den Zug. Aber nach 5 Minuten Wartezeit mit Daumen raus hält eine
ältere Dame an, sie nimmt uns mit nach Bern. Wir können unser Glück
kaum fassen. Ihr Fahrstil ist allerdings etwas gewöhnungsbedürftig.
Doch wir sind müde und dösen die 1,5-stündige Fahrt vor uns hin.
Bern empfängt uns in strömendem Regen. Wir flüchten uns in das
nächste Café. Heute werden wir wohl keine Spurensuche mehr starten.
Wir widmen uns der Planung der nächsten Tage, schreiben Notizen,
reden. Zum Abend hin klart der Himmel auf, wir treffen uns mit
unserem heutigen Gastgeber am Bahnhof. Auf dem Weg dorthin mit der
Tram erhaschen wir einen kleinen Blick auf die Schönheit dieser
Stadt. Und sie ist wahrlich schön. Ich habe schon einige Städte
gesehen, doch Bern, mit den imposanten Gebäuden aus dem 17.
Jahrhundert, dem Alpenpanorama. Das gefällt mir unglaublich gut.
Unser Gastgeber wohnt nicht allzu weit von der Altstadt entfernt. An
der Aare entlang werden wir morgen in die Altstadt laufen. Aus dem
Bus sehen wir noch einmal kurz die Alpen. Schneeberge, glitzernd, vor
blauem Himmel, unbewegt. Zu Hause angekommen, werden wir von fünf 4
Wochen alten Katzenbabys begrüßt. Der Abend ist also gelaufen. Wir
verbringen den restlichen Tag kuschelnd auf dem Boden mit fünf
Babykatzen und tanken Energie für die Berner Spurensuche.
Anne
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