Sonntag, 20. September 2015

Auf den Spuren der Humpis - Tag 7


Von Genf nach Lyon. Wir sitzen im Bus. Es geht Richtung Lyon. Die Grenze haben wir schon passiert, jetzt die Maut-Station und dann rauf auf die Autobahn. Gerade konnte man kurz den Mont Blanc aus dem Fenster sehen. Jetzt liegt vor uns das Jura, wenn wir nicht ganz falsch liegen. Das werden die Kaufleute wohl auch schon gesehen haben, als sie damals unterwegs waren. Wir hatten einen angenehmen Tag in Genf. Heute, bei schönem Wetter, hat es sich in seinem schönsten Kleid gezeigt. Wir haben den Hafen erkundet, den Place du Bourg-de-Four, wo schon im Mittelalter Märkte stattgefunden haben. Wir waren recht früh fertig und haben den Blick auf den See genossen und die Gedanken schweifen lassen. Heute endet unser kleiner Ausflug in die Schweiz, zweites Land geschafft. Und wir sind mit nicht einmal 35 Euro pro Person durch die Schweiz gekommen. Wir sind stolz. Wir leben reduziert. Es fühlt sich gut und richtig an. Die Kosten für Unterkunft und Verpflegung der Gesellen auf der Reise übernahm damals die Gesellschaft. Außerdem stattete sie sie regelmäßig mit Kleidung aus. Die Verpflegung umfasste nicht nur Speisen inklusive Brot, Wein und Fleisch für jeden Tag, sondern auch Holz und Licht. War einer der Gesellen krank, wurden die Kosten für Ärzte und Apotheker von der Gesellschaft übernommen. Eigentlich recht komfortabel. Gerade die jungen Gesellen mussten aber sehr genau darüber Buch führen, wie viel sie wofür ausgegeben hatten. Genau das machen wir auch. Wir notieren jeden Franken und Euro, den wir ausgeben. Wir sparen Kosten für Unterkunft und Verpflegung, werden meist liebevoll und kostenlos von unseren Gastgebern versorgt. Für die Wirtsleute, bei denen die Ravensburger Kaufleute für längere Zeit untergekommen waren, gab es damals bei der Abreise, zum Neujahrstag oder bei Taufen teils auch Geschenke. Auch wir versuchen unseren Gastgebern immer eine Kleinigkeit da zu lassen. Wir versuchen uns in vielen Punkten der Reise von damals anzunähern. Da sei es gestattet, dass wir nicht alles zu Fuß laufen. Wir übertragen diese Reise in die heutige Zeit. Nutzen die Verkehrsmittel, die wir heute haben. Den Fernbus zum Beispiel. Bleiben nicht anonym, sondern sprechen mit Menschen. Stellen uns viele Fragen zu dem Leben von damals. Die nächsten Tage werden aufregend. Es ist erst eine Woche vorüber, doch nach all dem was wir gemacht und erlebt haben, könnten es schon viele Wochen sein. Jetzt kommt das Ungewisse, wir haben noch nicht genau geplant, wie wir von Lyon aus weiter machen. Wir wollen auf jeden Fall noch eine Etappe laufen. Vielleicht zwischen Lyon und Avignon, entlang der Rhône. Der Jakobsweg führt da ein Stück entlang. Oder die römische Via Agrippa die links der Rhone flussaufwärts von Arelate, dem heutigen Arles, nach Lugdunum dem heutigen Lyon, führte. Aber jetzt erst einmal Lyon. Im Mittelalter Messestadt, bekannt für seine Seide. Die Ravensburger Handelsgesellschaft hatte hier ein Gelieger. Nur ein Viertel der Transporte der Gesellschaft ging übers Meer, wegen der Piraten. Dann hat man ab Lyon die Waren auf der Rhone auf Schiffe verladen bis nach Avignon. Von dort über mehrere Häfen nach Barcelona. Wenn man Glück hatte, dann konnte man diese Passage in etwa 30 Tagen zurücklegen. Wir haben noch genau zwei Wochen. Das wird schon.

Anne

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