Donnerstag, 1. Oktober 2015

Auf den Spuren der Humpis - Tag 18

Von Perpignan nach Barcelona. Ein letztes Mal trampen. Ein letztes Land. Eine neue Sprache. Wir machen uns in aller Herrgottsfrühe vollmotiviert und bewaffnet mit einem Pappschild „Barceloan“ auf zur Autobahnausfahrt. Von hier sollen wir quasi auf direktem Wege nach Barcelona kommen. Es vergehen Minuten, mehr Minuten, eine Stunde. Wir hatten es uns dieses Mal einfacher vorgestellt. Niemand will uns mitnehmen. Dann hält ein Sohn mit seiner Mutter an. Sie fahren nach La Jonquera, kurz hinter der spanischen Grenze. Wir steigen ein. Zwar nicht Barcelona, aber immerhin Spanien. Oder eher Katalonien. Wir werden heute noch mit zwei weiteren Autofahrern mitfahren, die jeweils beide mit uns über die Unabhängigkeit Kataloniens sprechen wollten. Der Nationalstolz ist hier an jeder Straßenecke, an der mindestens eine Fahne weht, zu spüren. Aber erst einmal geht es durch die letzten Ausläufer der Pyrenäen Richtung Spanien. Wir passieren die Grenze, auf die  in Zeiten von Europa nur noch ein Schild aufmerksam macht. Die beiden lassen uns an einer viel befahrenen Straße in La Jonquera raus. Mitten in der spanischen Pampa. Wir stehen hier eine ganze Weile. Die Autos hier sind viel zu schnell, um für uns anzuhalten. Dann  kommt die Polizei. Zwei andere Polizisten, die schon vor einer Weile an uns vorbeigefahren sind, haben wohl ihren Kollegen Bescheid gegeben, dass hier an der Hauptstraße von La Jonquera nach Figueres, Girona und Barcelona zwei junge Mädchen stehen und trampen. Anders können wir uns nicht erklären, dass auf einmal ein Polizeiauto mit zwei Polizisten sowie nach und nach noch zwei weitere Polizisten auf Motorrädern neben uns anhalten. Zum Glück spricht Friederike Spanisch. Sie fragt: Ist das hier verboten? Er sagt: Nein, aber können wir bitte eure Ausweise sehen, du siehst aus, als wärst du noch unter 18. Naja, schmeichelhaft, zumindest für Friederike, aber wir sind 25. Das wird dann auch in einem etwas längeren Prozedere per Funk überprüft. Solange stehen wir in dieser Traube aus Polizisten und harren unseres Schicksals. Wir fühlen uns wie Schwerverbrecher. Dabei wollen wir doch nur nach Barcelona. Die Polizisten haben alles überprüft, Friederike ist wirklich 25 und sie fahren wieder. Wir versuchen weiter unser Glück, doch hier in der spanischen Einöde gestaltet sich unser Tramping-Vorhaben sehr schwierig. Viel Zeit vergeht, wir entscheiden uns den Bus zu nehmen nach Figueres. Von dort aus dann weiter mit dem Zug. Als wir gerade  abbauen wollen, hält ein Auto an. Der junge Mann kann uns bis nach Girona mitnehmen. Haben wir ein Glück. Und auch von Girona kommen wir ziemlich schnell weiter. Und dieser Herr fährt uns dann bis ins Zentrum von Barcelona. Barcelona. Wir sind wirklich dort. Auf der Autofahrt habe ich kurz etwas Pippi in den Augen. Immerhin sind wir seid zweieinhalb Wochen unterwegs. Mit dem Ziel Barcelona. Hier wollten wir hin, hier soll alles enden. Doch als wir aussteigen, fühlt es sich gar nicht so überwältigend an. Natürlich ist es toll, wir sind da. Doch war nicht eher der Weg das Ziel unserer Reise? Nichtsdestotrotz machen wir ein Ankunfts-Selfie mit unserem Barcelona-Pappschild. Eine Dame heißt uns Willkommen: Bienvenidos! Willkommen in Barcelona. Wir machen uns gleich auf den Weg in die Stadt, das gotische Viertel ist natürlich unser Ziel. Schließlich sind wir auf den Spuren der Humpis unterwegs. Wir quetschen uns über die Rambla, biegen links ab, an der Kathedrale vorbei in die engen Gassen. Und stehen plötzlich vor dem Kontor der Humpis. Ganz unabsichtlich. Anscheinend intuitiv haben wir zum Ziel unserer Reise gefunden. Hier hatten die Kaufleute in Barcelona ihr Kontor. Dort, wo jetzt ein Schuhgeschäft handgemachte Schuhe an den Mann oder die Frau bringt. Beflügelt von diesem Fund sehen wir uns noch die Santa Maria del Mar an, die Kirche der Seefahrer und Kaufleute. Und lassen den Tag bei einem Eis auf ihren Stufen ausklingen. Die Nacht verbringen wir in unserer gemütlichen Unterkunft. Morgen geht’s auf Spurensuche!

Anne



2 Kommentare:

  1. Frauen die irgendwo an Strassen stehen sind in der Regel Prostituierte. Und in La Jonguera gibt es meiner Erinnerung nach das groesste Bordell Spaniens (oder Kataloniens). Jedenfalls ist die Gegend dafuer bekannt ...

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  2. Sorry, wie ich gerade nachgelesen habe, es ist weder das groesste Bordell Kataloniens, noch Spaniens, sondern das groesste in Europa. http://www.lavanguardia.com/vida/20101021/54057970964/el-mayor-prostibulo-de-europa-se-inaugura-en-la-jonquera.html - also ich taete abraten in der Gegend am Strassenrand etwas zu warten, weil die Leute die da vorbeikommen ...

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